Funktionelle Bewegungsstörungen nach Tiefer Hirnstimulation

Ungewöhnliche Komplikation bei Parkinson-Patienten nach DBS – Studie plädiert für genauere Diagnostik

In der Fachzeitschrift Movement Disorders Clinical Practice wurde kürzlich ein aufschlussreicher Artikel veröffentlicht, der eine bisher wenig beachtete Komplikation nach tiefer Hirnstimulation (Deep Brain Stimulation, DBS) bei Parkinson-Patienten beleuchtet: funktionelle Bewegungsstörungen als mögliche Folge der Therapie.

Die Autoren um Prof. Alfonso Fasano (University of Toronto) schildern drei bemerkenswerte Fälle, in denen Betroffene nach der Implantation von DBS-Elektroden im Nucleus subthalamicus (STN) stark ausgeprägte, bizarr anmutende Bewegungen entwickelten – sogenannte funktionelle Dyskinesien. Diese traten innerhalb der ersten drei Monate nach der Operation auf und unterschieden sich deutlich von typischen dopamininduzierten Dyskinesien.

Besonders auffällig war: Die Bewegungen konnten durch Placebo-Änderungen der Stimulationsparameter gezielt ausgelöst oder gestoppt werden – ein Hinweis auf eine funktionelle, nicht-organische Ursache. In allen drei Fällen führten eine neurologisch-psychiatrische Neubewertung und gezielte therapeutische Interventionen zu einer deutlichen Besserung.

Die Fallstudie verdeutlicht, wie wichtig eine differenzierte Diagnostik nach DBS ist – gerade bei ungewöhnlichen oder therapierefraktären Bewegungsstörungen. Funktionelle Symptome sollten im klinischen Alltag stärker berücksichtigt werden, um Fehlinterpretationen und unnötige Eingriffe zu vermeiden.

Zum Originalartikel (englisch):
https://movementdisorders.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/mdc3.14352